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ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten
Um was geht’s?
Dass es mit ihrem Liebesleben nicht so klappt, findet Elena nicht weiter schlimm, denn der High-School-Abschluss steht kurz bevor. Und wenn sie in Mathe nicht durchfallen will, muss sie dringend etwas unternehmen. Das Nachhilfeangebot ihrer Mitschülerin Sophia ist ihre Rettung. Schnell werden die beiden Freundinnen. Doch als Sophia auf einer Party mit Elena tanzt und versucht sie zu küssen, gerät Elenas Welt ins Wanken. Plötzlich ist da dieses Kribbeln, wann immer sie Sophia sieht. Elena weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Nie hätte sie es für möglich gehalten, so für eine andere Person zu empfinden … (goodreads)
Buch: Wir zwei und ein Augenblick | Autorin: Annie M. Rose | Verlag: Forever | Seiten: 256 | Veröffentlicht: 6. April 2020 | Rep: lesbisch, schwul | TW: körperlicher und seelischer Missbrauch
Meine Meinung:
Ich finde es immer schade ein queeres Buch eher negativ zu bewerten. Vor allem ein deutsches wlw Buch, da wir da einfach gefühlt 0,5 Jugendbücher pro Jahr haben. Leider hatte ich hier aber ziemliche Probleme und muss auch ein bisschen spoilern, um zu erklären, was genau mich so gestört hat.
Man könnte das Buch in zwei Teile unterteilen: vor dem Coming-Out der Protagonistin und danach. In der ersten Hälfte hatte ich total Probleme, richtig in das Buch reinzufinden. Das lag einerseits am Schreibstil, andererseits am Tempo der Geschichte. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich gerne einen etwas blumigeren Schreibstil mit vielen Details und Beschreibungen lese. Das war hier ganz und gar nicht der Fall. Die Sätze waren kurz, teilweise beinahe stakkatoartig aneinandergereiht. Dazu schritt die Geschichte super schnell voran. Das Buch zieht sich über die Dauer eines gesamten Schuljahres. Allerdings werden nicht wichtige Schlüsselszenen genauer beschrieben, sondern vielmehr einfach das komplette Jahr irgendwie auf nicht einmal 300 Seiten untergebracht. Daher gehen viele Gespräche einfach mal nur eine Seite und als Leserin konnte ich nur zu oft nicht viel davon mitnehmen.
Genau aus diesem Grund hatte ich auch große Probleme mit der Liebesgeschichte. Elena und Sophia verstehen sich auf Anhieb blendend und geben einander Nachhilfe in Mathe und Englisch. Dabei unterhalten sie sich auch viel und lernen sich besser kennen. Das Problem war, dass sich zwar die beiden kennenlernen, der Leser aber aber nicht. Denn was sie sich erzählen, kann ich aus “diesem und jenem” leider nicht erkennen. Dadurch fehlte mir etwas der Bezug zu den beiden und ich fühlte mich wie eine Aussenstehende, die die Geschichte von irgendeiner Bekannten erzählt bekommt. Sophia und Elena konnten mich nicht so in ihren Bann ziehen, wie ich mir das gewünscht hätte.
Was mir aber sehr gut gefallen hat, waren Elena und ihre 3 Freundinnen. Die Freundesgruppe ist unglaublich lieb, nett, verständnisvoll und unterstützend. Sie unternehmen viel miteinander und helfen einander, wo sie nur können. Sie können sich immer auf einander verlassen und sich alles anvertrauen. Sie akzeptieren sich gegenseitig so, wie sie sind. Über die vier zu lesen war mit Abstand das beste an dem Buch.
Denn auch im zweiten Teil der Geschichte gab es für mich recht viel auszusetzen. Elenas Mutter beobachtet ihre Tochter, wie sie Sophia küsst und konfrontiert sie damit. Elenas Vater rastet komplett aus und wird Elena gegenüber sogar handgreiflich. Sie wird bestraft, darf ihre Freundinnen und ihre Freundin nicht sehen und soll von dieser “Phase” und “Aufmerksamkeitssuche” erlöst werden. Das zieht sich über viele Kapitel hin, es wird immer schlimmer und war teilweise ziemlich heftig zu lesen. Ich hätte mir an dieser Stelle auf jeden Fall Trigger Warnings gewünscht.
Leider wird danach nicht mehr wirklich darauf eingegangen. Bei einem so schwierigen und durchaus problematischen Thema und dessen Umsetzung hätte ich erwartet, dass sich damit auseinandergesetzt wird. Das fehlt komplett. Auch was Sophia im Verlaufe des Buches durchmachen muss wird zwar erzählt, jedoch werden sämtliche Konsequenzen außer Acht gelassen. Da hätte ich einfach mehr erwartet und mir auch mehr gewünscht.
Auch dass Elena eine Schwester hatte, war komplett irrelevant. Sie war sowieso nie Zuhause und auch sonst hat Elena nie mit ihr interagiert. Und ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie mal noch einen Auftritt bekommt, aber dem war nicht so. Sie war einfach da und das wars. Das fand ich ein bisschen schade.
Ebenfalls gefehlt hat mir Elenas Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Sexualität. Schließlich entdeckt sie erst durch Sophia, dass sie lesbisch ist. So labelt sie sich jedenfalls selbst. Allerdings hat sie davor bereits einen Jungen gedadet und war scheinbar nur an Jungs interessiert. Sie akzeptiert dann einfach, dass sie lesbisch ist, ohne wirklich darüber nachzudenken. Klar, sie kann sich dessen schon immer bewusst gewesen sein, nur habe ich als Leserin davon absolut nichts mitbekommen.
Schön fand ich allerdings das Setting von Brisbane, die Beschreibungen von Australien und die Ausflüge in die Umgebung haben mir sehr gut gefallen. Da wollte ich gleich mit ans Meer!
Das Buch hatte viel Potenzial, aber es wurde leider nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Im Prinzip fand ich die Ideen und das Konzept gut, aber sie waren einfach nicht ausgereift genug. Ich fühlte mich irgendwie in der Luft hängen gelassen, weil mir an so vielen Stellen die Erklärungen oder Konsequenzen gefehlt haben.
Rating:
Hallo Kat,
das ist wirklich Schade, wenn so viel Potenzial da war aber nicht ausgeschöpft wird.
Wenn Ideen so an der Oberfläche kratzen, dann ärgert mich das auch immer :/
Vielleicht entwickelt sich die Autorin ja noch und bei ihrem nächsten Roman ist alles ausgefeilter?
Liebe Grüße Chrissi
Huhu 🙂
Ja, das finde ich immer so schade! Wenn die Grundidee super ist, aber die Ausarbeitung dann leider nicht. Ich würde mich auf jeden Fall über mehr von der Autorin freuen! Und generell über mehr queere deutsche (Jugend)Bücher 🙂
Liebste Grüße
Kat