Huhu, ihr Lieben.
Die Leipziger Buchmesse ist jedes Jahr ein Highlight für mich. Jedes Jahr freue ich mich, wenn tausende von Menschen in die Stadt pilgern, die sich mittlerweile wie ein Zuhause anfühlt. Und die Buchmesse irgendwie auch. Die überfüllten Bahnen, verstopfte Gänge in den Messehallen, die Glashalle völlig überhitzt. Freunde, die man wiedersieht oder neue Bekanntschaften, denen man zum ersten Mal begegnet, Bücher, Cosplayer. All das gehört zur Buchmesse. Und ist es nicht wundervoll? Selbst die überfüllten Bahnen sind eigentlich ganz okay, schließlich fährt man ja doch irgendwie nach Hause zur Familie. Zumindest fühlt es sich so an. Die Buchmesse-Familie. Die Menschen, die man nur sehr selten sieht, sie dann aber umso mehr vermisst. Die Bücher, über die man stolpert und alte Lieblinge, denen man kurz den Rücken streichelt. Kurzum, ich liebe die Buchmesse.
Dieses Jahr hat die Messe irgendwie schon am Mittwoch ein kleines bisschen begonnen. Ich war in Vorfreude und als dann Rachel und Andrada bei mir eingekehrt sind, war ich schon ein kleines bisschen aus dem Häuschen. Den Abend über haben wir gequatscht und gefangirlt. Am Donnerstag ging es dann etwas später als geplant zur Messe, aber die Bahn war ziemlich leer und so kamen wir doch gemütlich an. Auf dem Gelände trennten sich dann unsere Wege. Kaum angekommen, machte ich schon ein Essenspäuschen. Ich habe mich gemütlich mit einer Freundin in die Sonne gesetzt, bevor wir zur Lesung von Maya Shepherd gegangen sind, die aus ihren Grimm Chroniken gelesen hat.
Dann schrieb mir Audrey, die ich seit gefühlt 100 Jahren von Tumblr kenne, und wir haben uns ganz spontan getroffen, um durch die Hallen zu schlendern. Weil es am Donnerstag ja noch nicht allzu voll war, konnten wir uns relativ entspannt alles anschauen, was wir wollten. Das waren vor allem Halle 2 & 1. Es ist immer wieder faszinierend, wie gegensätzlich die MangaComic-Con doch vom Rest der Messe ist. Statt Büchern gibt es Manga, statt Ruhe dröhnt aus jeder Ecke Musik. Doch es ist wunderbar. Es gibt so viel zu entdecken und zu bestaunen. Die MCC gehört einfach so zur Buchmesse dazu, macht sie ein bisschen bunter.
Schließlich bin ich zur Diskussion des Nornennetzes zum Thema Diversität gegangen. Der Talk war sehr interessant. Ebenso wie die folgende Diskussion zum Thema Diversität & Inklusion mit Yvonne de Andrés, Inci Bürhaniye und Janet Clark. Bei beiden Veranstaltungen waren die Themen vor allem auf den deutschen Buchmarkt bezogen. Auch bei beiden wurde festgestellt, wie wenig divers eben dieser Markt ist und es wurden Ideen vorgebracht, wie man das ändern könnte. Ein besonders wichtiger Punkt, den Michelle Janßen angesprochen hat, ist, dass man aufhören muss Diversität als anders zu sehen. Wo im ersten Gespräch der Fokus vor allem auf LGBT+-Themen lag, waren im zweiten eher PoC-Autor*innen und Charaktere Mittelpunkt der Diskussion. Beide Diskussionen haben gut die aktuellen Diskurse zusammengefasst und Probleme geschildert, aber auch viele neue Ideen und Denkanstöße gegeben, wie man den deutschen Buchmarkt ein bisschen bunter machen kann.
Am Freitag sind Andrada und ich zur Straßenbahn gerannt und haben sie sogar noch erwischt. Zum Glück. Denn so konnten wir uns rechtzeitig einen guten Platz sichern, bevor dann am Hauptbahnhof alle anderen Messebesucher dazugestiegen sind. Als allererstes stand für mich der Book Slam von Julia von The Book Dynasty auf dem Programm. Den könnt ihr auf ihrem Blog übrigens nachlesen & hören und ich kann es nur empfehlen, denn er war mitreißend, einfach wahr und emotional. Ich habe mir die ein oder andere Träne verkniffen. Den anschließenden Talk zur Zukunft des Buchhandels, beziehungsweise der Digitalisierung des Buchhandels im Anschluss habe ich mir noch zusammen mit Jennifer von Lesen in Leipzig angehört, bevor ich mich wieder mit Audrey am Stand von Marleen Franke getroffen habe. Marleen Franke ist Selfpublisherin und war mir auf Anhieb sympathisch. Kurz darauf habe ich eine Freundin begleitet, die eine Lesung für Leipzig lauscht besucht hat. Roswitha Gruber hat dort ihr neuestes Buch “Großmütter erzählen” vorgestellt. Ich hatte am Anfang keine Ahnung, um was es eigentlich gehen sollte, doch ch war schnell begeistert von den Geschichten älterer Damen, die Roswitha Gruber da zusammengetragen hat. Es war amüsant und sehr interessant und eine Veranstaltung, die ich vermutlich nie besucht hätte, wenn ich nicht als Fotografin dabei gewesen wäre.
Der nächste Termin des Tages war dann das Bloggertreffen von Randomhouse. Dort haben wir ziemlich viele interessante und coole neue Verlagstitel vorgestellt bekommen und natürlich ist die Liste an Büchern, die ich jetzt lesen möchte, nicht gerade kleiner geworden. Im Anschluss bin ich mit Rachel nach Hause gedüst. Ich habe schnell etwas gegessen und die Beine ein bisschen hochgelegt, bevor ich mich mit meinem Freund auf zum “Herr der Ringe”Abend in der Kongresshalle am Zoo gemacht habe. Und ganz ehrlich? Das war vermutlich eines meiner absoluten Messehighlights! Ich liebe Tolkiens Werke sowieso, doch an diesem Abend war ich unter Gleichgesinnten, alle sprachen darüber und ich habe mich sofort wohlgefühlt. Mit Denis Scheck war ein fähiger Moderator, der mit viel Witz durch den Abend führte. Gäste waren unter anderem Andreas Fröhlich und Timmo Niesner, die Synchronsprecher von Frodo und Gollum.
Und eine Szene aus Herr der Ringe von Frodo und Gollum vorgelesen zu bekommen ist schon ein ganz besonderes Erlebnis. Ich hatte Gänsehaut, aber wie. Und dass dazu noch das Jugendsymphonieorchester der Musikschule Johann Sebastian Bach aus dem Soundtrack der Filme spielte, mach das Ganze noch ein kleines bisschen besser und zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ich Tränchen in den Augen. Während der Gespräche von Denis Scheck mit den beiden Synchronsprechern, sowie Stephan Askani, Helmut W. Pesch und Marcel Aubron-Bülles, zeichnete der Tolkien-Illustrator John Howe live. Abschließend kann ich nur sagen, dass der Abend absolut fantastisch war!