Buch: Das Hochzeitsversprechen | Engl. Titel: Wedding Night | Autorin: Sophie Kinsella | Übersetzer: Jörn Ingwersen | Verlag: Goldmann | Seitenzahl: 512 | Erschienen: 20.01.2014
Um was gehts?
Lottie will unbedingt heiraten. Als sie sich dann stattdessen von ihrem Freund Richard trennt, ist sie erst einmal am Boden zerstört. Gut, dass sich da Ben bei ihr meldet. Den hat sie seit 15 Jahren nicht mehr gesehen. Spontan heiraten die beiden und fliegen in die Flitterwochen nach Ikonos. Lotties Schwester Fliss macht sich zusammen mit Bens Geschäftspartner und Freund Lorcan auf, die Pläne der beiden zu sabotieren, da beide von der Heirat nicht sonderlich begeistert sind.
Meinung:
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit dem Positiven. Das wäre auf jeden Fall der Schreibstil. Sophie Kinsella hat es einfach drauf, einen lockeren, flüssigen Text zu schreiben. Man stolpert nicht über komplizierte Wörter, sondern kann das Buch sehr schnell und einfach verständlich lesen. Leider war es das auch schon wieder. Denn leider hat mir das Buch ansonsten gar nicht gefallen. Warum?
- Die Charaktere
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der beiden Schwestern Lottie und Fliss erzählt. Leider war mir keine davon sehr sympathisch. Lottie fand ich mit ihrer eher trotzig-kindischen, sehr unüberlegten Art ziemlich anstrengend. Obwohl sie eigentlich ziemlich klug zu sein scheint, denkt sie andererseits nie wirklich nach, schon gar nicht über Konsequenzen, die ihr Handeln nach sich ziehen könnte. Dadurch verstrickt sie sich nur immer tiefer in komischen Situationen, die ihr selbst nicht unbedingt als solche erscheinen, aber mich als Leserin furchtbar aufgeregt haben. Und dann dieses ganze Heiratsgehabe. Lottie ist wie Mrs. Bennet aus Stolz und Vorurteil, nur dass sie sich selbst unter die Haube bringen will. Ich fand Lottie unglaublich anstrengend.
Fliss, die ältere Schwester, hingegen ist sehr überlegt und praktisch eine Ersatzmutter für Lottie. Sie macht gerade eine ziemlich schlimme Scheidung durch, muss einen Sohn erziehen und gleichzeitig auf ihre Schwester aufpassen, auch wenn die eigentlich keinen Aufpasser braucht. Allerdings hört Lottie überhaupt nicht auf sie und versteht sie oft falsch (oder will sie falsch verstehen?). Ihre Sicht hat mir besser gefallen, sie war interessanter als Lotties. Aber wie sie ihre Schwester manipuliert hat ging für mich gar nicht.
Ben war sowieso völlig daneben. Nach 15 Jahren taucht er auf und macht Lottie einen Antrag. Die beiden heiraten und dann geht es für ihn nur noch um Sex. Er ist ziemlich sprunghaft und mag seine Freiheit. Und vor allem mag er Frauen. Und eben Sex. Und wenn er den nicht bekommt, wird er schnell übellaunig. Er versteht kein Nein. An einer Stelle hat mich dies besonders schockiert, denn da küsst er eine andere Frau und begründet es damit, dass Lottie ihn abgewiesen und er als Mann ja gar keine andere Möglichkeit gehabt habe (S. 424). Er war mir von Anfang an unsympathisch, aber da war er dann wirklich unten durch.
Lorcan war vielleicht noch der vernünftigste Charakter und auch der einzige, den ich ganz gut leiden konnte. Er ist studierter Anwalt und arbeitet in Bens Papierfirma. Er ist ziemlich auf die Arbeit konzentriert, aber er hat auch Humor und kann sich auf Menschen einlassen. Er durchdenkt die Situationen und hilft anderen, ihr Ziel zu erreichen.
Richard ist bis über beide Ohren verliebt in Lottie, bekommt aber den Mund nicht auf, bis es zu spät ist. Dann scheint er die ganze Zeit eifersüchtig zu sein und geradezu besessen davon, Lottie zurückzuerobern. Ich mochte ihn lieber als Ben, aber eben auch nicht besonders.
Und dann immer diese Ansichten! Ben ist sowieso der Obermacho, dem die Frauen zu Füßen liegen müssen. Er selbst ist auch nie der Schuldige, beispielsweise an der oben genannten Stelle, wo Lottie nicht mit ihm schlafen will. Er ist dann eingeschnappt und küsst nicht nur eine andere Frau (zwei Tage nachdem er Lottie geheiratet hat?), sondern ist dann auch noch eingeschnappt und fühlt sich ungerecht behandelt, woraufhin Lottie sich bei ihm entshculdigt und die Schuld bei sich sieht. Erst dann lenkt er wieder ein. An der Stelle hätte ich am liebsten das ganze Buch aus dem Fenster geworfen. Leider waren noch mehr ähnliche Situationen beschrieben, vor allem zwischen Ben und Lottie, aber auch zwischen Fliss und ihrem Exmann, Daniel.
Eine andere Sache, die mich unglaublich gestört hat war diese: “Er sieht gut aus, aber nicht zu gut. Nicht schwul-gut wie dieser schreckliche Jamie, der einem ständig die Kohlenhydrate miesgemacht hat. Richard ist ein Mann.” (S. 131) Was ist denn bitte schwul-gutes Aussehen? Und irgendwie impliziert das doch auch, dass Schwule keine Männer sind. Diese Stelle ist einfach unnötig.
- Die Handlung
Ganz ehrlich? Das war alles nur eine Aneinanderreihung von Lügen von vielen Personen, die alles irgendwie peinlich und unrealistisch gemacht haben. Wenn ich könnte, würde ich die Figuren der Reihe nach anschreien, dass sie doch bitte ordentlich miteinander kommunizieren sollen. Für Leute zwischen 30 und 40 sollte das doch nicht unmöglich sein. Aber nein, stattdessen sabotiert man sich gegenseitig und lügt sich etwas vor, auch sich selbst. Und dass es praktisch nur darum ging, dass Ben und Lottie endlich Sex haben, war erstens langweilig und zweitens anstrengend. Dieses ewige hin und her und dann kommt die nächste Katastrophe und dann noch ein Charakter, mit dem man nicht gerechnet hat und dann plötzlich noch eine Katastrophe. Urgh.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Das Buch zu lesen war anstrengend und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wieso ich es überhaupt komplett gelesen habe. Weder die Charaktere noch die Handlung haben es mir angetan, noch dazu solche Äußerungen… das habe ich wirklich nicht von Sophie Kinsella erwartet, deren Bücher ich sonst eigentlich ziemlich gerne lese. Aber der übliche Witz und die tollen Figuren haben einfach gefehlt.
Rating:
★/5
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