Buch: Das Ohr des Kapitäns
Autor: Gisbert Haefs
Seitenzahl: 400 (Hardcover
Verlag: Heyne
Erschienen: 14.08.2017
Klappentext:
Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs im Jahr 1713 erhalten englische Händler das Monopol für die Belieferung des spanischen Kolonialreichs in Südamerika mit schwarzen Sklaven. Eines Tages weigert sich der »Händler« Jenkins (de facto wohl Schmuggler), sich von der spanischen Küstenwache vor Kuba kontrollieren zu lassen, worauf der spanische Kapitän dem Zeternden kurzerhand das linke Ohr abschneidet. Als Jenkins das Beweisstück in London vorlegt, ist das in der aufgeheizten Stimmung für England Grund genug, mit dem größten Flottenaufgebot seit der Armada zu reagieren. Es kommt zum Kolonialkrieg in der Karibik. Der später berühmte Romanautor Tobias Smollett nimmt als junger Assistenzarzt an Bord eines britischen Linienschiffs an der Unternehmung teil.
Quelle: Randomhouse
Meine Meinung:
*Anmerkung: Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten, was meine Meinung darüber aber in keiner Weise beeinflusst.*
Was mich an dem Buch zuerst angesprochen hat, war definitiv das Cover. Da ich mich ziemlich für Seefahrtsromane interessiere, ist es mir auch sofort ins Auge gesprungen. Ich finde, dass es wirklich sehr gelungen ist und auch ziemlich gut zum Buch passt. Auch der Klappentext klang ganz interessant.
Das Buch war allerdings ganz anders als das, was ich erwartet hatte. Das Cover und der Titel erwecken den Eindruck, dass die Geschichte während des Krieges spielt, vor allem auf See. Durch den Klappentext bekommt man die Idee, dass Tobias Smollett der Protagonist wäre. Doch dem ist nicht so. Das Buch beginnt mit dem Abschneiden des Ohrs, doch dann kommt die Geschichte längere Zeit nicht darauf zurück und man wundert sich, was das Buch eigentlich damit zu tun hat. Denn Das Ohr des Kapitäns spielt einige Jahre nach dem Krieg und erzählt die Geschichte eines spanischen Kapitäns.
Dieser rettet einen Iren von einem Sklavenhändler, und hat fortan einen neuen Bootsmann. Die beiden gehen zusammen mit dem Rest der Crew auf Schatzsuche. Dabei bekommen sie Hilfe (mehr oder weniger) von Tobias Smollett, der zu einem ziemlich kauzigen, alten Mann geworden ist. Hier wird der Bogen zum Anfang des Buches geschlagen. Der gesuchte Schatz wurde nämlich vom Vater des irischen Bootsmannes während des Kolonialkriegs irgendwo in der Karibik versteckt. Da auch der Kapitän und Smollett am Krieg beteiligt gewesen waren, erzählen sie von ihren Erlebnissen und tauschen Erfahrungen aus. Dabei wird rückblickend vom Kolonialkrieg berichtet. Allerdings nicht in einer Art und Weise, die mir besonders zugesagt hat. Dieser Teil des Buches war an vielen Stellen eher aufgebaut wie ein Sachbuch oder ein Wikipedia-Artikel. Jahreszahlen und Uhrzeiten wurden nacheinander aufgereit und in kurzen, knappen Sätzen wurde beschrieben, was geschah. Das machte das Lesen anstrengend und etwas langweilig, sodass ich viele der Stellen nur überflog, obwohl mich das Thema an sich sehr interessierte.
Was ich im Gegensatz dazu aber gelungen fand, waren die Erinnerungen der Charaktere, die sie nicht mit anderen, sondern nur mit dem Leser teilten. Sie schildern das Leben der Personen, erzählen von ihrem Umfeld und Lebensumständen, warum sie zu dem wurden, was sie sind. Dadurch bekam das doch sehr trocken beschriebene Kriegsgeschehen eine persönlichere Note und die Charaktere, die am Anfang noch eher unnahbar wirken und oberflächlich beschrieben sind, eine tiefere Geschichte.
Prinzipiell fand ich den Ansatz, den Kolonialkrieg rückblickend aus der Sicht mehrerer Beteiligter zu erzählen, ziemlich gut. Aber leider fand ich aber das Zusammenspiel aus Schatzsuche und vergangenem Krieg nicht so gelungen, dazu bietet der Kolonialkrieg allein schon genug Stoff, über den ich gerne ausführlicher gelesen hätte. An manchen Stellen passierte zu viel auf einmal, dann passierte wieder überhaupt nichts.
Aber alles in allem hat mir das Buch dennoch ganz gut gefallen. Vor allem als Einstieg in das Thema Kolonialkrieg würde ich es empfehlen. Wer sich aber auf Seegefechte gefreut hat, der wird wahrscheinlich enttäuscht. Obwohl ich ein paar Kritikpunkte habe, finde ich Das Ohr des Kapitäns durchaus lesenswert.
Rating:
★★★/5
Hey Kat,
Ich habe das Buch ganz ähnlich bewertet wie du und hatte auch ähnliche Erwartungen. Schön, dass du das Buch dennoch lesenswert findest.
Ich bin gerade über das litnetzwerk auf deinen Blog gestoßen. Toll finde ich auch, dass du Blogbeiträge auch auf englisch schreibst und sowohl deutsche als auch englische Titel besprichst.
LG, Moni
Hi Moni 🙂
Die Idee vom Buch fand ich ziemlich gut, aber die Umsetzung leider eher mittelmäßig. Aber an sich war es eben auch nicht schlecht. Aber schön zu hören, dass ich mit der Meinung nicht alleine bin 🙂 Liest du denn sonst Seefahrtsromane? Und falls ja, kannst du welche empfehlen? 🙂
Ich lese eben sehr gerne in der Originalsprache und finde es dann immer irgendwie schwer, auf einer anderen Sprache die Rezension zu schreiben. Außerdem übe ich so selber mit meinem Englisch 😀 Freut mich, dass dir das so gefällt 🙂
Liebste Grüße
Katja
Hey Katja,
Wirklich oft waren Seefahrer noch nicht dabei. Der Pirat von Mac P. Lorne gefiel mir sehr gut. Da geht es um Francis Drake.
Mittlerweile schaue ich eher Fernsehen auf englisch. Bei meinen Autoren sind auch viele deutsche Autoren dabei. Ken Follett lese ich aber beispielsweise immer auf englisch.
LG, Moni
schade. Weil da gibt es einfach nicht so viele, die mich ansprechen, aber Seefahrt finde ich eben richtig cool. Das schau ich mir auf jeden Fall mal an, Francis Drake klingt schonmal gut 😀
Es kommt darauf an. Ich schaue allgemein sehr wenig fern/Serien/Filme, deshalb sind es bei mir eben überwiegend englische Bücher 😀
Liebe Grüße
Kat
Das hat sich bei mir auch eher über die Zeit verlagert. Bei meinen Büchern ist das Original halt meist deutsch.
Ich habe aber auch schon Bücher auf spanisch gelesen. Da müsste ich vlt auch mal wieder machen.
LG, Moni