Quelle
TW: Suizid, Suizidgedanken, Medikamente(nmissbrauch)
Hallöchen, ihr Lieben.
Heute ist der 10. September. Es ist der Welttag der Suizidprävention, ein Tag, der verdammt wichtig ist. Weil viele Menschen täglich durch Suizid sterben, weil sie keine Hilfe bekommen oder keine bekommen können. Es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen. Und es ist wichtig zu wissen, dass man nicht allein ist. Es ist wichtig, dass auch Angehörige und Freunde verstehen, was los ist, sich informieren. Natürlich ist nicht jede Person gleich, deshalb ist es wichtig, dass man auf jeden individuell eingeht und dass jede Person ihre eigenen Erfahrungen macht.
Bereits im letzten Jahr habe ich mit einer Betroffenen gesprochen, die mir sehr am Herzen liegt. Das Interview könnt ihr hier lesen. Seit letztem Jahr ist viel passiert, sie hat Erfahrungen gesammelt. Und davon möchte sie euch erzählen.
Ich saß neulich im Zug, blickte auf das Feld und genoss den Sonnenuntergang, der sich vor meinen Augen bot. In diesem Moment war ich froh hier zu sein, froh, dass meine Suizidversuche und -gedanken erfolglos waren.
Genau diese Augenblicke im Leben lassen dich spüren, dass du lebst.
Meine letzten Worte an euch sind nun ein Jahr her und auch meine neuen Zeilen klingen doch recht positiv, oder nicht?
Doch bis hier hin, waren es 365 schwere, leichte, glückliche und deprimierende Tage.
Damals war ich in einem „Hoch“; ich hatte eine neue Arbeit in Aussicht, welche mir Sicherheit und das Gefühl gab wichtig zu sein. Dieses Gefühl hielt recht lang, bis ich merkte, dass mir dieses Gebiet gar nicht lag und es mich von Tag zu Tag unglücklicher machte und mich wieder in die Suizidalität trieb.
Ich suchte mir diesmal selbst Hilfe. Doch wurde ich von der Ärztin enttäuscht, sie sagte zwei Mal unser Treffen ab, bis ich die Sache selber in die Hand nahm.
Nach 2 Wochen Krankschreibung hatte ich einen neuen Job und war neuer Hoffnung. Dieses Gefühl hat sich bis heute gehalten. Ich gehe zwar acht Stunden arbeiten und komme fertig nach Hause. Doch es lohnt sich. Ich habe tolle Kollegen und konnte mir nach einem Jahr des Sparens endlich meinen Traum erfüllen- eine Reise nach Liverpool, mit Spiel. Darauf habe ich 11 Jahre hingearbeitet. Wie oft habe ich in der alten Arbeit, und auch noch jetzt, vor dem Spiegel gestanden und geweint, weil ich keine Kraft mehr hatte. Ich wollte zusammenbrechen. Doch dann kam mir der Gedanke: „Du machst das alles für Liverpool.“
Ich kämpfe immer weiter, ich lass mich auch nicht krankschreiben, da ich der Arbeit und meinen Kollegen gegenüber viel zu loyal bin. Ich weiß, dass mich das noch mehr erledigt. Und so wieder die Gedanken kommen, „Ich will weg!“
Doch dass ich weg will, heißt nicht gleich, dass ich sterben will. Ich ziehe mich in meine eigene Welt zurück. Die Psychologen nennen es „den sicheren Ort“. Das ist auch ein Skill und hilft mir mich zu schützen, und mir das zu geben, was ich vielleicht gerade brauche, Ruhe und Sicherheit. Oder ich nehme Tabletten, keine Überdosis mehr, aber so viel, dass ich ein paar Stunden Ruhe habe. Vor meinen Gedanken, die nie still sind, vor meinen Gefühlen, vor allem.
Jeder Betroffene hat seine eigene Art nach einem Suizidversuch weiter zu machen. Meiner war es, genauso weiter zu machen, nur eben nicht ganz so deprimiert. Ich sehe mich selbst auch nicht als Paradebeispiel. Doch solang es Momente gibt im Leben die einen glücklich machen und zum Lächeln bringen, sollte man nicht aufgeben.
Wenn mich heute einer fragt wie es mir geht, würde ich sagen: „So lala.“
Es ist nicht perfekt und auch nicht schlecht, aber es ist gut so wie es ist.
Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst, die positiven, wie die negativen ♥